Es hängt also allein von der Körpergröße
des Kindes ab, für welche Geigenart man sich entscheidet.
Ein Kind wächst so im Idealfall durch alle Geigenarten,
bis es bei der ganzen Geige ankommt. Alle Geigen sind
gleich gestimmt, sowohl in der Tonhöhe der einzelnen
Saiten als auch im Tonabstand der Saiten zueinander,
haben somit gleiche Klangfarbe oder Stimmung. Mit dem
Erlernen des Geigenspielens kann man schon in sehr jungem
Alter anfangen, etwa ab 4 bis 5 Jahre. Dies ist jedoch
die Ausnahme und nur dann anzuraten, wenn es der ausdrückliche
Wunsch des Kindes ist. Allerdings kann ein Kind in diesem
jungen Alter sehr viel lernen. Da die komplexen Bewegungsabläufe,
die für das Geigenspiel erforderlich sind, im diesen frühen Jahren
besser gelernt werden. Ist es zu diesem frühen Zeitpunkt
jedoch nicht der sehnliche Wunsch des Kindes Geige spielen zu lernen,
sollte man ruhig noch etwas warten. Das Alter von 8 bis 10 Jahre ist dann
ein guter Einstiegszeitpunkt. Die Chance, daß das
Kind beim Instrument bleibt, ist größer, wenn
das Einstiegsalter 8 bis 10 Jahre beträgt,
als wenn man das Kind in jüngeren Jahren ohne eigenem Wunsch zu
diesem Instrument drängt.
Die Geige ist bekanntlich ein Streichinstrument. Über
das Instrument sind vier Saiten gespannt. Diese Saiten
werden durch Zupfen (pizzicato) oder durch Streichen mit
dem Bogen (arco) in Schwingungen versetzt. Damit der
Bogen genug Reibung zur Saite entwickelt, um diese in
Schwingung zu versetzen, wird er vor dem Spielen mit
Kolophonium, einem bernsteinfarbenem Harz, eingerieben.
Unterläßt man das Einstreichen mit Kolophonium, so
gleitet der Bogen im Extremfall widerstandslos über die
Saiten, ohne einen Ton zu erzeugen. Genau an der Berührungsstelle
zwischen Bogen und Saite entsteht der Ton. Dieser überträgt
sich über den Steg auf den Resonanzkörper.
Eine wichtige Voraussetzung für das Erlernen des
Geigenspielens ist, daß sich das Kind voll und ganz auf
eine Sache einlassen kann. Das "Träumen", das
in der Schule so hinderlich ist und vom Aufpassen im
Unterricht abhält, das "Sich-einer-Sache-völlig-hingeben",
ist eine Fähigkeit, die einem Kind beim Geigespielen
sehr zugute kommt. Bei keinem anderen Instrument wird der
Körper auf so differenzierte und komplexe Art gefordert,
wie bei der Geige. Bei keinem anderen Instrument ist jede
noch so kleine Veränderung in der rechten Hand beim
Bogenstreichen, in der linken Hand beim Greifen der Töne,
beim Druck des Bogens auf die Saite oder in der
Lockerheit der Körperhaltung so unmittelbar am Ton zu hören,
wie bei der Geige. Die Geige erfordert den Einsatz des
ganzen Körpers, und zwar total und mit Gefühl. Aus
diesem Grund könnte man die Geige als "schweres"
Instrument bezeichnen. Jedoch ist kein Instrument schwer,
wenn man es in genügend kleinen Lernschritten lernt und
dabei nicht überfordert wird. Dann kann fast jedes Kind
Geige lernen und Freude an den errungenen Erfolgen haben.
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